Die Rolle der Askaris in verschiedenen Kolonialmächten: Deutsche, belgische und britische Perspektiven
Askaris in der deutschen Schutztruppe: Struktur und Funktion
Aufbau und Besoldung
Die deutschen Askaris bildeten das Rückgrat der Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika. Diese einheimischen Soldaten wurden erstmals 1889 von Hermann von Wissmann rekrutiert. Die Besoldung eines einfachen Askaris betrug etwa 400 Reichsmark pro Jahr, während ein erfahrener Feldwebel, genannt Sol, bis zu 1200 Reichsmark verdiente. Im Vergleich zu ihren deutschen Kollegen erhielten die Askaris deutlich weniger Gehalt, jedoch war ihr Sold für die damaligen Verhältnisse in Ostafrika attraktiv. Die Askaris waren verpflichtet, sich selbst zu verpflegen, was weitere Kosten für die Kolonialverwaltung einsparte.
Ethnische Zusammensetzung
Die ethnische Zusammensetzung der Askaris war vielfältig. Ursprünglich rekrutierte man Sudanesen, Zulu, Somali und Äthiopier. Mit der Zeit gewannen jedoch lokale Stämme wie die Ngoni, Hehe, Sukuma und Nyamwezi an Bedeutung, da die britische Regierung die Anwerbung von Söldnern aus fremden Regionen untersagte. Die Mehrheit der Askaris war muslimisch, wobei auch Animisten und Christen vertreten waren. Durch ihre gute Bezahlung und die damit verbundenen Privilegien, wie das Recht, ihre Familien in den Kasernen unterzubringen, galten die Askaris als elitär und distanzierten sich von der einheimischen Bevölkerung.
Kriegseinsatz
Im Ersten Weltkrieg kämpften die Askaris in Deutsch-Ostafrika hauptsächlich gegen britische Truppen. Trotz veralteter Ausrüstung bewiesen sie sich als effektive und treue Soldaten. Besonders bemerkenswert war ihr Einsatz in der Schlacht von Tanga 1914, wo sie gemeinsam mit deutschen Offizieren einen bedeutenden Sieg errangen. Die Askaris kämpften sowohl in konventionellen Gefechten als auch in Guerillaoperationen, wodurch sie einen wesentlichen Beitrag zur deutschen Kriegsführung in der Kolonie leisteten. Ihre Loyalität und ihr Mut wurden oft hervorgehoben, obwohl die Disziplin und der Umgang mit den Einheimischen oft kritisch gesehen wurden.
Polizeidienst
Neben ihren militärischen Aufgaben dienten die Askaris auch als Kolonialpolizei. Rund 2.200 Polizei-Askaris waren in Deutsch-Ostafrika stationiert und unterstanden direkt den zivilen Behörden. Ihre Uniformen unterschieden sich durch ein rotes „P“ am linken Oberärmel. Als Ordnungshüter waren sie für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit verantwortlich, was ihre Rolle in der Kolonialgesellschaft weiter verstärkte. Ihre Aufgaben reichten von der Verfolgung von Kriminellen bis hin zur Kontrolle der einheimischen Bevölkerung, was nicht selten zu Spannungen führte.
Askaris in Belgisch Kongo: Die Force Publique
In Belgisch Kongo wurden die Askaris als Teil der Force Publique eingesetzt. Diese Truppe wurde 1885 gegründet und bestand hauptsächlich aus einheimischen Soldaten unter europäischer Führung. Die Force Publique spielte eine zentrale Rolle bei der Unterdrückung von Aufständen und der Durchsetzung der Kolonialherrschaft. Die Soldaten erhielten eine militärische Ausbildung und wurden streng diszipliniert. Ihr Einsatz war oft brutal, insbesondere während des Kautschukregimes, als die Force Publique zur Einziehung von Kautschukquoten eingesetzt wurde, was zu weitreichenden Menschenrechtsverletzungen führte.
Askaris in Britisch-Ostafrika: Die King’s African Rifles
Die King’s African Rifles (KAR) waren die britische Entsprechung zu den deutschen Askaris und spielten eine wesentliche Rolle in Britisch-Ostafrika. Diese Truppe wurde 1902 gegründet und rekrutierte Soldaten hauptsächlich aus Kenia, Uganda, Nyasaland und Tanganjika. Die KAR war in zahlreiche Feldzüge und militärische Operationen involviert, sowohl innerhalb der Kolonien als auch darüber hinaus. Während des Zweiten Weltkriegs kämpften die King’s African Rifles auf Seiten der Alliierten und bewiesen ihre Fähigkeiten in verschiedenen Schlachten in Ostafrika und Burma.
Die Askaris waren mehr als nur Soldaten; sie waren ein integraler Bestandteil der kolonialen Machtstrukturen in Afrika. Ob in Deutsch-Ostafrika, Belgisch Kongo oder Britisch-Ostafrika, sie spielten eine entscheidende Rolle bei der Durchsetzung und Aufrechterhaltung der kolonialen Herrschaft. Ihre Geschichte ist ein komplexes Kapitel der Kolonialgeschichte, das sowohl von Loyalität und Tapferkeit als auch von Unterdrückung und Ausbeutung geprägt ist. Die Erinnerung an die Askaris bleibt ein wichtiger Teil des historischen Erbes der betroffenen Regionen.